Projektions-Projekt

Im Rahmen des Phd-Vorhabens mit dem Titel "form follows faith", geht es um Kausalität von Motivation und Ergebnis im gestalterischen Handeln. Dass die Überzeugung oder der Glaube des Gestalters eine maßgebliche Rolle im Formungsprozess spielen, wird vorausgesetzt. Es geht vielmehr um die Frage, wie dieser Einfluss am fertigen Objekt ablesbar ist. Damit bewegt sich das Phd-Vorhaben im Bereich der Material Culture Studies, die in der Arbeit mit dem neueinzuführenden Begriff "Objektkultur" bezeichnet werden. Als Fallbeispiel für den Zusammenhang zwischen Glaube und Gestaltung werden die Shaker genauer betrachtet. Dass es zwischen den Shakern und dem historischen Bauhaus Gemeinsamkeiten zu geben scheint, zeigen die beiden vorangestellten Abschnitte. Unabhängig der Tatsache, dass in beiden Fällen eine starke Persönlichkeit für die Formung eines zumindest einseitigen Bildes verantwortlich war, scheint es eine noch offenkundigere Verbindung zu geben. Eine vereinfachte Designgeschichte stellt immer wieder einen kausalen Zusammenhang zwischen den Shakern des 19. und dem Bauhaus des 20. Jahrhunderts her, der auf einer primär phänomenologischen Betrachtungsweise beruht, den beiden Phänomenen jedoch nicht gerecht werden kann. Ziel des gestalterischen Projektes soll es sein, die durch gezielte Projektion geschaffenen Missverständnisse und Stereotypen bewusst zu machen. Es gab nicht "Das Bauhaus" und es gab und gibt auch nicht "Die Shaker". Das allgemein bekannte und verbreitete Image in beiden Fällen, ist Ergebnis einer Projektion und damit eine konstruierte und projizierte Wirklichkeit. Das Projizieren der eigenen Haltung auf Objekte bzw. auf ganze Ensembles ist Ausgangspunkt für eine Intervention an prominentem Ort. Die Meisterhäuser in Dessau sind jährlich Anziehungspunkt für tausende mehr oder weniger vorinformierte Besucher. Den meisten gemein ist die Erwartungshaltung, im Inneren der Häuser das historischen Wohnambiente der Bauhäusler von damals vorzufinden. Da dies nicht der Fall ist und auch nicht sein kann, bietet das Projekt zumindest die Möglichkeit einen Teil der Erwartungshaltung zu erfüllen. Durch großformatige Projektion von historischen Aufnahmen auf die Fassade des Meisterhauses Feininger, heute Sitz der Kurt Weill Gesellschaft, soll dem Besucher die Gelegenheit gegeben werden, sich in den Raum von Gropius und Moholy-Nagy aber eben auch von Feininger, Kandinsky und Klee hineinzubegeben. Die designhistorische Verknüpfung zwischen den Shakern und dem Bauhaus aufgreifend, werden im Wechsel Abbildungen von Shaker Interieurs gezeigt. Dazu werden abwechselnd idealtypische sowie eben auch untypische Aufnahmen aus den beiden Kontexten: Bauhaus und Shaker auf die Fassade projiziert. Zur Ergänzung der visuellen Installation, ist eine Audiokomponente vorgesehen. Über Lautsprecher werden passend zur Projektion der Bauhaus-Interieurs Textstellen z.B. aus Briefen der Bauhausmeister eingespielt, in denen sie über ihr Leben in den Meisterhäusern berichten.
"Jo ist überall", Projektionsprojekt mit Karl W. Große, 2007

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